Step by Step in Kapstadt (Südafrika)
Aus dem Tagebuch einer Mitreisenden
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Liebes Tagebuch,
nun es ist soweit! Nach Spanien und Lettland, China und Kuba reist unser Tanzteam in diesem Jahr nach Südafrika! Jetzt sitze ich mit fast 50 anderen Step-by-Step-ern im Flugzeug nach Kapstadt. Ich bin so unfassbar aufgeregt. Die große Reise kann beginnen! Es gibt einen Zwischenstopp unseres Fluges in Katar – also mitten in der Wüste. Wir landen um Mitternacht, und so ist es stockfinster und trotzdem 40 Grad heiß! Was für eine Hitze! Alles ist erleuchtet, alles glänzt. Alles ist super modern und sehr futuristisch. Und es ist kaum zu glauben, aber: Mitten im Flughafen gibt es einen riesigen Dschungel. Okay, einen künstlichen, unter einer Glaskuppel. Total verrückt!
Liebes Tagebuch,
heute Vormittag sind wir in endlich Kapstadt angekommen. Anderthalb Stunden Passkontrolle – das hat genervt! Aber die Entschädigung folgte – im wahrsten Sinne des Wortes – auf dem Fuße: Vor dem Flughafen warteten Zulutänzer auf uns. Mit ihren Tänzen und Trommeln haben sie uns alle gleich schön in Schwung gebracht. Was für ein toller Empfang! Unser Hotel liegt super - etwas nördlich von der City und direkt am Strand mit Blick auf den berühmten Tafelberg.
Hier gibt es ein paar Fotoimpressionen zur Reise!
Liebes Tagebuch,
mit dem Bus sind wir heute in die Brooklynschule gefahren – sie liegt in einer Gegend, in der nicht gerade die reichen Südafrikaner leben. Hier gehen Kinder aus vielen verschiedenen Ländern zur Schule.
Südafrika ist ein großes Einwanderungsland, vor allem aus den Nachbarländern kommen viele Menschen hierher, um Arbeit zu finden und ein besseres Auskommen. Wir durften gleich mit den Schulkindern auf die Hofpause: Fange spielen, schaukeln, quatschen und natürlich auch ein bisschen tanzen. Wir kamen ganz schnell in Kontakt - alle waren super herzlich. Wir hatten natürlich auch ein Tanzprogramm für die Schüler vorbereitet. Und, was soll ich sagen: Unsere Zuschauer waren begeistert, sie haben teilweise sogar mitgesungen. Absoluter Höhepunkt war ein Tanz, den wir gemeinsam mit dem Chor der Schule aufführten. Wir planen Ende der Woche noch einen gemeinsamen Auftritt mit diesem Tanz auf noch größerer Bühne in der City Hall. Nach unserem Auftritt konnten wir noch die Schule besichtigen, mal auf den Schulbänken Platz nehmen und in den Unterricht hineinschauen. Alle Schüler waren wahnsinnig diszipliniert! Auch bei einer Sportstunde auf dem Schulhof machten wir spontan mit.



Am Abend sind wir noch auf den Berg Signal Hill gefahren. Von 350 Meter Höhe, hatten wir einen tollen Blick auf den Tafelberg und genossen einen schillernden Sonnenuntergang über dem glitzernden Meer.
Am nächsten Tag ging es zur deutschen Schule von Kapstadt. Für die frühe Abfahrt um 6:30 Uhr entschädigte nun ein einmaliger Sonnenaufgang! In der deutschen Schule zeigten wir für die ersten bis vierten Klassen unser Musical vom König Drosselbart mit Livemusik von Lexa. Das gab richtig begeisterten Applaus.

Die Grundschüler dort sind eigentlich alles Deutsch-Muttersprachler, das heißt, meistens spricht mindestens ein Elternteil deutsch. Ab der fünften Klasse nimmt die Schule auch englischsprachige Kinder auf, die Deutsch lernen wollen. Bei der Führung durch die Schule sahen wir erst, wie riesig sie ist. Sie erstreckt sich am Hang des Tafelbergs über 12 Etagen! Echt toller Ausblick über die Stadt.
Nachmittags machten wir mit der Tanzgruppe „DanceMouses“, die von Vivica und Shoon geleitet wird, Tanzworkshops. Dort tanzt nämlich auch Luisa, das Mädchen, was früher bei Step by Step getanzt hat und nun in Kapstadt wohnt. Wir brachten den jüngeren Tänzerinnen „Den klugen Herrn Duden“ bei und den älteren eine Jazz-Choreo. Wir lernten dafür coole Hip Hop-Schritte von Shoon. Abends dann, ziemlich erschöpft vom vielen Tanzen und den ganzen Eindrücken, ließen wir den Tag an unserem Strand ausklingen. Eigentlich ist in Südafrika gerade Winter, aber wir hatten die ersten Tage trotzdem großartiges Wetter mit Sonnenschein, 18 bis 20 Grad und strahlend blauem Himmel.
Liebes Tagebuch,
heute haben wir das andere Gesicht von Kapstadt kennengelernt. Wir fuhren in das Viertel Delft, ein Township mit über 600.000 Einwohnern. Die Leute wohnen zu zehnt in kleinen Wellblechhütten, oft ohne Wasser und Strom. Dort herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, auch Kriminalität ist an der Tagesordnung. Und viele dort sind mit dem HIV-Virus infiziert. Unser Ziel war das Zentrum „Hope“- quasi eine Oase in dieser Gegend. Hope, zu deutsch Hoffnung, ist ein Hilfsprojekt. Hier werden Familien mit HIV-Erkrankungen und oder sozialen Schwierigkeiten ganzheitlich und generationsübergreifend betreut. Das Ganze wird auch von der deutschen Aids-Stiftung unterstützt. Wir erfuhren, wie notwendig es ist, Eltern und Kinder aufzuklären – zum Beispiel, dass sie regelmäßig Medikamente nehmen müssen. Und dass die von HIV betroffenen Kindern häufig mehr Unterstützung brauchen, weil sie sich nicht so gut wie gesunde Kinder entwickeln können. Das nahegelegene und niedrigschwellige Projekt Hope erspart den Familien auch lange Wartezeiten in Krankenhäusern. Man spürte sofort, dass es ein Ort voller Zuversicht und Wärme war.
Nach einer Führung und einem Vortrag über das Zentrum bekamen wir den besten Trommelworkshop unseres Lebens. Die Gruppe Musicworks brachte uns in nur einer Stunde unzählige verschiedene Trommelrhythmen, verschiedene Gumbootsschritte und mehrere Lieder bei. Wir waren superglücklich, als die Leute von Musicworks uns während des Mittagessens auch noch ein Konzert im Anschluss gaben, was wir natürlich gleich mit ein paar Tanzschritten untermalten.
Nachmittags trafen die Kinder und Jugendlichen aus dem Township und der Umgegend im Zentrum ein und wir begannen wieder mit gemeinsamen Tanzworkshops. Die Tanzlehrerin aus HOPE hatte einen ganz anderen und sehr schnellen Tanzstil und so lernten wir wieder völlig neue Schritte und Choreografien. Wir brachten den Tanz Fußball RocknRoll mit, der war auch für unsere Kinder neu – und er kam bei allen super an. Alle sangen am Schluss laut mit „Deine Beine. Meine Beine!“ Danach zeigten wir in einem gemeinsamen Freiluftauftritt nicht nur unsere Workshopergebnisse, sondern auch jeweils Tänze unserer Gruppen.


Liebes Tagebuch,
Heute treffen wir Kinder aus einem anderen Township. Uns wurde im Vorfeld gesagt, dass sie aus sehr schwierigen Verhältnissen kommen. Ihre Eltern haben zum Beispiel Probleme mit Drogen und können sich nicht gut um die Kinder kümmern. Wo sie leben, gibt es öfter Schießereien, und sie haben häufig nicht genug zu essen und gehen nicht regelmäßig zur Schule. Die Kinder tanzen seit kurzem in einer Freizeiteinrichtung unter der Leitung einer 17-Jährigen, die auf diese Weise selbst wieder den Weg zur Schule gefunden hat. Wir überwanden jegliche anfängliche Scheu, indem wir gemeinsam „Feuer, Wasser, Sturm“ spielten und dann deutsche Folklore tanzten, wobei ständig die Partner gewechselt wurden – da lernen wir uns gegenseitig kennen. Danach studierten wir gemeinsam einen Basketballtanz ein – ein großer Erfolg! Am Nachmittag zeigten wir für die Bewohner einer Seniorenresidenz sowie für Kinder mit Beeinträchtigung aus einem Kinderheim wieder unsere Tänze und was wir mit den Kindern vormittags einstudiert hatten. Dann die Kinder aus dem Township für uns tanzen zu sehen, hat nicht wenigen von uns Tränen in die Augen getrieben. Denn die Wahrheit ist, dass wir diesen Kindern zwar einen schönen Tag schenken konnten, aber leider auch keine Aussichten auf ein wirklich besseres Leben.
Liebes Tagebuch,
Heute ist es soweit, wir treffen nochmal die Kinder der Brooklynschule und werden bei einem Chorfestival in der City Hall auftreten. In diesem altehrwürdigen Gebäude mit einem imposanten Festsaal hat Nelson Mandela die erste Rede nach seiner Wahl als südafrikanischer Präsident vor 30 Jahren gehalten. Mandela ist ein Held – er hat gegen die Apartheid, also die Rassentrennung und Unterdrückung der nicht-weißen Menschen gekämpft und war dafür auch im Gefängnis eingesperrt. Wir hatten also großen Respekt vor diesem Auftritt und waren sehr dankbar, dass wir vor und nach den beeindruckenden Chören tanzen durften. Wir hatten schon vor unserer Reise einen Tanz einstudiert zum Lied Eneza Upendo – zu deutsch: Verbreite Liebe – das hatte uns der Chor der Brooklynschule vorab per Video geschickt. Das hatten wir ja schon am Dienstag in der Schule – ganz ohne vorherige Probe! – aufgeführt: und es hatte hervorragend geklappt. Heute geht es damit auf die große Bühne!

Liebes Tagebuch,
wow, das war heute schon unser letzter Auftritt und es gab wieder so eine tolle Stimmung . Jetzt kann das Touristenprogramm starten. Gestern waren wir schon mal an der Waterfront. Das ist eine Mischung aus Einkaufszentrum und Stadtviertel voller Bars und Geschäfte – direkt am Meer. Wir haben dort Robben gesehen und die eine oder andere Kleinigkeit geshoppt. Auf der Freiluftbühne lauschten wir einer jungen Sängerin – und als sie Waka Waka von Shakira anstimmte, staunte sie nicht schlecht: Unsere ganze Gruppe tanzte unsere südafrikanische Choreo dazu. Einen Film davon hat sie sogar auf Instagram gepostet.
Heute Abend haben wir - wie durch ein Wunder - noch Karten für eine Tanzgala im „Artscape-Theater“ bekommen. Die besten Ensembles der Stadt zeigten hier jeweils einen Tanz auf der Profi-Bühne. Das Programm war eine einzigartige Mischung aus Ballett, modernem afrikanischen Tanz, Jazz und Musical. Ich habe selten so eine großartige und abwechslungsreiche Show gesehen. Wir sind ganz überwältigt.
Liebes Tagebuch,
die letzten beiden Tage zeigte sich der südafrikanische Winter mit Regen und Sturm und zerzauste unser Touristenprogramm ganz gehörig. Wegen Wind und Wasser von oben konnten sogar LKWs nicht fahren. Wir konnten leider nicht – wie geplant – zum Kap der guten Hoffnung fahren. Stattdessen besuchten wir ein Museum, das die die Räumung von schwarzen Stadtvierteln während der Apartheid zeigt, und was aus den Menschen wurde, die von dort vertrieben wurden. Wir waren in einem Aquarium und sahen dort Rochen, Pinguine und Haie und besuchten auch eine Straußenfarm.Wir lernten ein Lied auf Afrikaans, einer heute weit verbreiteten Sprache in Südafrika. Und wir schauten uns die bunten Häuser in einem Viertel an, in dem vor allem die malaysische Bevölkerung wohnt: Statt Hausnummern zu vergeben, hat man dort früher verschiedene Farben für die Häuser gewählt. Nun naht auch der Abschied von unserem Busfahrer Lindon: Wir bedankten uns bei ihm für die zuverlässige Reisebegleitung nicht nur mit Geschenken, sondern auch mit einer mit einer getanzten Busfahrt.



Liebes Tagebuch,
heute heißt es Abschied nehmen von Kapstadt. Wir fliegen zurück mit neuen Eindrücken, neuem Wissen, neuen Perspektiven, aber auch vielen Fragen. Mit dabei sind auch Wut und Traurigkeit über die Armut und die Aussichtslosigkeit vieler Kinder. Vor allem aber fliegen wir nach Hause mit so viel aufgetankter Freundlichkeit und Liebe, die uns so herzlich entgegengebracht wurde. Danke, Menschen aus Kapstadt, für diese einmalige Zeit und danke an alle Personen, die uns dabei unterstützt haben!
